Ich habe damals den Berliner Mauerfall verschlafen. Als mir am nächsten Morgen mitgeteilt wurde, dass die Grenze offen ist, habe ich das ganz gelassen genommen und mich über die Euphorie meiner Mitbewohner gewundert. Ich konnte es schlichtweg nicht einordnen. Ich war doch an die Mauer gewöhnt. Als ich dann aber vor die Tür trat, wußte ich, dass ich mich schnell entwöhnen werde. Ich wohnte in Kreuzberg 36 und plötzlich waren die Straßen voller Ossis. Ganz oder zum Teil in Jeans gekleidete Menschen liefen staunend und ungläubig durch die Straßen. Dann kam der Schock in den Lebensmittelmärkten: Alle Regale leer? Und mein Frühstück? Hungern mußte ich trotzdem nicht, nur anstehen für die nächste Ofenladung Brötchen. Danach folgte dann die tolle Zeit! Die Entdeckung des Ostteils Berlins und „geheime Partys“ ohne Ende in dunklen Hinterhöfen.
Inzwischen ist das ganze 25 jahre her und der Fall der Berliner Mauer wurde mit 7000 Luftballons und „etwas mehr“ Touristen und Berlinern gefeiert.
Schon vor ein paar Tagen wurden die Ballonhalter entlang dem Verlauf der Mauer aufgestellt. Das hatte ich beobachtet und gefragt, was denn hinterher damit geschieht: „Entsorgt natürlich, was sonst“ bekam ich als Antwort. Die mit Helium gefüllten Ballons wurden dann am Abend des 9. November hingegen in die Luft entlassen und platzen spätestens in der Stratosphäre. Die meisten werden es aber wohl nicht so hoch und weit schaffen. Wer einen Ballon findet, hat übrigens eine Reise nach Berlin gewonnen. Blöd für Berliner, schön für alle anderen….
Als Musikakt vor dem Brandenburger Tor mußte natürlich Udo Lindenberg auftreten und sang die zum Anlass passende Titel wie „Sonderzug nach Pankow“ oder „Mädchen aus Ostberlin“.
Es spielte auch die alte Ostband Silly, Peter Gabriel und die Fantastischen Vier auf der Bühne am Brandenburger Tor.