Vor den Konzerten , am Eröffnungstag des Jazzfest in Berlin 2022, besuchte ich den „Artist’Talk“ mit Tomeka Reid, Cello, die auch das erste Konzert auf der großen Bühne mit ihrem Streichquartett „The Hemphill Stringtet“ gab. Dabei waren noch der „Hausschlagzeuger für 2022“ Hamid Drake und Craig Taborn der mit dem Konzert auch seine Premiere dieses Ensembles auf der großen Bühne feierte. Das Gespräch verlief recht unaufgeregt und es wurde über Entsehengsprozesse gesprochen und Hamid Drake erzählte von seiner Begegnung mit Alice Coltrane und wie sehr ihn das geprägt hat. Auch wies er darauf hin, dass Jeder von uns, egal ob Musiker oder Techniker oder sonstwie Arbeitender, dazu beitragen kann, dass die Welt ein Stück besser, friedlicher wird.
Die künstlerische Leitung hatte wieder Nadine Deventer, die auf sympathische und angenehme Art und Weise moderierte.
Das erste Konzert auf der großen Bühne, wie oben schon geschrieben, gab das Hemphill Stringtet aus Chicago in den USA, und es war wunderbar. Viele Akkorde im „Intonations-Mikrokosmos“ so gut und bewusst gespielt und doch so klar Jazzig, dass es eine Freude war, zuzuhören. Ein tolles Quartett um mit dem Jazzfest zu beginnen.
Das zweite Konzert an diesem Abend gab „Hamid Drake’s Turiya, feat. Naissam Jalal“ und „honoring“ Alice Coltrane von der Hamid Drake so sehr beeinflußt wurde, dass es seine Musikkarriere immer wieder beeinflußte bis hin zu diesem Konzert, dass er ihr gewidmet hat. Er möchte mit diesem Konzert den Geist von Alice Coltrane wieder aufdecken und zum Leben erwecken. Ob das gelungen ist kann ich nicht sagen da ich leider nichts über Alice Coltrane weiß, allerdings war das Konzert sehr eindringlich und rhythmisch Meditativ und von höchster Qualität, was sicher ihm am Modern Drumset und seinen tollen Musikern im Ensemble, zuzuschreiben ist.
Das Ensemble bestand aus Naissam Jajal an der Flöte, Sheila Maurice-Grey an der Trompete, Jan Bang Elektronik, Jamie Saft Klavier, und andere Tasten incl. des berühmten Fender Rhodes, Pasquale Mirra Vibraphon und Perkussion, Joshua Abrams Kontrabass und Gimbri und natürlich Hamid Drake am Modern Drum Set, Perkussion und Gesang.
Ich hatte das Glück den Bassisten Joshua Abrams aus Chicago am nächsten Tag hinter der Bühne persönlich kennen zu lernen und ein wenig zu plaudern. Wir sprachen über Jazz und nachdem ich sagte, dass ich doch an dem zweiten Jazzfesttag, also Freitag Abend, Jazzakkorde vermisst habe, fragt er mich was denn ein Jazzakkord ist? Eine gute Frage aber wahrscheinlich gibt es keine Antwort darauf und jeder muß das für sich selbst entscheiden. Ich werde mich dazu noch in meinem Blogbeitrag für den Freitag Abend äußern.
Das Abschlusskonzert auf der großen Bühne im Haus der Berliner Festspiele gab Craig Taborn, dessen Musik stark von der Begegnung mit Abdoullah Ibrahim beeinflußt wurde. Er hatte mit 13 Jahren ein Solo Pianokonzert von ihm gesehen und gehört und war sich seitdem sicher, dass auch er eine Klavierlaufbahn einnehmen möchte. Sein Konzert wurde stark mit Hilfe von Elektronik unterstützt.
Entsetzt stellte ich fest, dass das Jazzfest jetzt Unisex, bzw. Toiletten mit und ohne Urinal, hatte. Sehr zu meinem Ärger, denn nun drängten sich alle weiblichen Besucher auf die einzige Behinderten-Toilette die nicht von daneben pinkelnden Männern heimgesucht wurde. Ich weiß nicht wer diese Idee hatte aber ich hoffe inständig, dass sich diese Idee im nächsten Jahr in Luft aufgelöst hat.
Musikalisch war es alles in allem aber ein schöner Auftakt für das Jazzfest 2022 und es war endlich wieder live.