Was hat ein Vortrag von Reinhold Messner an der UDK hier in Berlin mit Musik oder Schlagzeug zu tun? Auf den ersten Blick nur, dass ich ihn als Schlagzeugerin und „nicht- Bergsteigerin“, toll finde, bzw. das, was er in seinem Leben so alles angestellt hat. Auf den zweiten Blick gibt es aber immer wieder Parallelen zu Musikern und deren Leben, und natürlich auch zu Rhythmus. Außerdem mag ich es wie Reinhold Messner spricht.
In seinem Vortrag an der UDK hat er über sein Leben erzählt, von seiner Zeit als Kind bis ins Hier und Jetzt. Untermalt wurde das ganze von Fotos, die auf eine große Leinwand projeziert wurden. Vieles davon war mir schon bekannt, aber es gab auch einiges Neues. Und dann ist es natürlich etwas besonderes gewesen, ihn nicht im Fernsehen zu hören und zu sehen, sondern direkt vor ihm zu sitzen.
Eine interessante Aussage war, dass Mut das Pendant zu Angst ist. Wer keine Angst hat, braucht also keinen Mut, diese zu überwinden. Da könnte jeder mal überlegen, wofür er oder sie Mut braucht, also wo die eigene Angst steckt. Ich z.B. habe Angst ungesichert in großer Höhe zu sein und habe beschlossen keinen Mut aufzuwenden um dies zu überwinden. Allerdings die Angst auf die Bühne zu gehen und zu spielen, dafür habe ich meinen Mut gebraucht.
Eine andere interessante Aussage war: „Die Pflicht hat mich am Leben gehalten.“ Damit meinte er wohl nicht seine Autogrammpflicht…
Seine Worte „Nachmachen ist einfacher als Vormachen“ trifft natürlich voll und ganz auf das Musikerleben zu. Ein Pendant zu Messner wäre da z.B. Miles Davis, der auch immer seiner Zeit voraus war.
Als Messner alle „hohen“ Ziele abhanden gekommen waren, da er alle hohen Berge in allen möglichen Variationen bestiegen hatte, suchte er das Abenteuer in der Ebene. Und war wieder ein Vormacher indem er allein die Wüste Gobi durchquerte oder zu zweit, unter ganz eigenen Bedingungen, die Antarktis.
Und apropos Abenteuer. Für Ihn hat Abenteuer mit Eigenverantwortung zu tun. Klettern allein ist kein Abenteuer, sondern Sport. Aber sich seinen Weg ins Ungewisse zu bahnen, das ist Abenteuer. Und als er seine Abenteuer in größere Dimensionen gelegt hatte, nämlich den höchsten Bergen oder der größten Wüste, wurde ihm klar, dass er damit auch länger seinen eigenen Zweifeln und Fehlern ausgesetzt war. Reinhold Messner hat viele seiner Abenteuer ganz allein bestritten. Obwohl er gern mit anderen Menschen Freude und Leid teilt, wollte er wissen, ob er auch allein mit sich zurecht kommt. Er kam damit zurecht und ist der Meinung, dass, wer nicht längere Zeit allein mit sich sein kann, den anderen nicht zumutbar ist.
Ganz interessant waren auch seine Gedanken zu den Wünschen der Menschen, zu beherrschen, bzw. in seinem Fall, hohe Berge zu besteigen. Er betont ja immer wieder, dass es dekandent ist und nur der Mensch nach so einer unsinnigen Tat streben kann. „Nur der Mensch kann Sinn geben und je mehr Sinn vorhanden ist, desto größer werden die Wünsche.“
Reinhold Messner hatte als Kind Keuchhusten und war nicht unbedingt dafür prädestiniert, all diese Abenteuer zu begehen und zu bestehen. Er sagt von sich selbst, dass er ein ganz durchschnittlicher Mensch ist und der einzige Unterschied zu anderen ist, dass er nicht aufgibt.
Für mich als Schlagzeuglehrerin hörte ich natürlich gern diesen Satz, der zum Ende des Vortrags fiel: „Wer wissen bekommt, sollte es auch zurückgeben“.
Der Vortrag dauerte ca. 2 Stunden und war definitiv kurzweilig.