Im Musikschulunterricht beginnt die Einweisung in den Blues oft damit, dass es sich um einen 12-taktigen Ablauf handelt, bei dem Herz und Schmerz, von den in die USA verschleppten schwarzen Menschen aus Afrika, zu Wort kommen.
Theoretisch wird der Blues meist mit 3×4 Takten erklärt, wobei die ersten 4 Takte mit den Tönen der Tonikastufe, der 1. Stufe, interpretiert werden. Die nächsten 2 Takte, also Takt 5 und 6 befinden sich auf jeden Fall auf der 4. Stufe, die Stufe der Subdominate.Takt 7 und 8 hat wieder mehr Freiheit und kann auf der 4. Stufe bleiben oder schon zurück in die 1. Stufe gehen. Die letzten 4 Takte, Takt 9-12, kann es verschiedene Kadenzen geben, die zurück in die 1. Stufe, die Tonikastufe, führen.
Tonal schöpft der Blues aus einem ganz speziellen Tonvorrat, der den Entscheidenden Klangunterschied zu anderen Liedformen hervorruft. Die Leittonintervalle der Terz und der Septime werden erniedrigt, so dass sie im Vergleich mit der europäischen Dur-Tonleiter zu niedrig intoniert klingen. was bei der Terz die sogenannte Blue-Note ist und bei der Septime die kleine Septime der Subdominate der Tonika.
Innerhalb dieser Strukturen kann der Blues mehr oder weniger Improvisiert werden.
Vergessen wird oft, dass die Texte und Melodie die eigentliche Materie für die Entstehung des Blues ist und darum ist es auch interessant die Musik von diesem Aspekt aus zu betrachten. Es ergeben sich dann eventuell wieder ganze andere Interpretationen.
Die Field Hollers die von den Sklaven auf den Feldern gesungen wurden, hatten eine Kontaktfunktion. Besonders in Pflanzungen mit hohen gewächsen wie Mais, Zuckerrohr und Tabak dienten sie der Kontaktaufnahme zu anderen Sklaven. Auch Warnungen wurden gesungen, z.B. im Wald beim Bäume fällen. Dadurch entwickelte sich die Frage und Antwort Struktur des Blues.
Der Zwölftaktige Blues ist der am weitesten verbreitetste. Die Form AAB (jeweils 4 Takte) ist die Bluesform schlechthin. Hier kommt die Bluesform am einfachsten und zweckmäßigsten zur Geltung. Sie ist leicht zu verstehen und nachzuvollziehen und darum oft und richtigerweise der Einstieg in den Jazz.
Der Achttakte Blues ist nicht wirklich in der Musikwelt angekommen. Es gibt ihn, aber sehr selten und eher als zwischenkadenz. Evtl. bietet er nicht genug Spielraum für die Poesie, also für den Text.
Der Sechzehtaktige Blues ist da schon wesentlich interessanter und gehört zum Standardrepertoire eines jeden Musikers. Im Prinzip ist er ein verdoppelter 8-Takt Blues denn seine Form ist häufig AABB. Wobei die Interpretation von den jeweiligen A und B Takten variieren.
Es gibt aber natürlich auch Kombinierte Bluesformen. Ein gutes Beispiel dafür ist der „St. Louis Blues“ den der Trompeter W.C. Handy geschrieben hat. Die Art der Komposition ist ungewöhnlich, da die Lyrik im normalen 12-taktigen Bluesschema gespielt wird, aber es außerdem eine 16-taktige Bridge im Habanera Rhythmus gibt. In der Bridge wird das Bluesharmonienschema verlassen, und die Tonart wechselt zwischen Varianttonart und Dominante. Es gibt aber auch einige Standard Bluesstücke mit 16 Takten.
Entscheidend aber für den Erfolgreichen Klang eines Blues ist und bleibt die Blue-Note, die kleine Septime und die Subdominante auf der 4. Stufe. Richtig eingesetzt kann die Bluesstimmung erklingen.