Samstag ist ein guter Tag um sich ausgiebig mit Jazz zu umgeben und den Tag auf dem Jazzfest zu verbringen. Und der hat begonnen mit einem Film über Ornette Coleman, „Ornette: Made in America“, ein Film von Shirley Clarke. Der Film wurde in der Kassenhalle gezeigt.
Danach ging es weiter mit einer Diskussionsrunde im oberen Stockwerk. Als erstes waren Joachim Kühn, Mette Rasmussen und Guilhermo Granado eingeladen sich über „Back to the Future – Soziale Utopie“ zu unterhalten.
Ein Vorwort zu dem Thema kam von Felix Klopotek. Hierbei ging es darum in wie weit Musik soziale Strukturen verändern oder beeinflussen kann. Joachim Kühn hat dabei den Nagel auf den Kopf getroffen: Wenn ich Musik mache möchte ich einen leeren Kopf haben und dann kann es mich nicht interessieren ob oder was sie bewirkt.
In der zweiten Runde sprachen Anthony Braxton und James Fei auch über dieses Thema. Hier moderierte Diedrich Diedrichsen, er ist Kulturwissenschaftler, bekannter Kritiker, Journalist, Kurator, Autor, Essayist und auch Hochschullehrer.
Anthony sprach darüber, dass seine musikalische Arbeit für ihn auch Halt für sich selbst bedeutet und seinem Leben einen roten Faden gibt, eine Aufgabe die es gilt voranzutreiben.
Um 18 uhr begann die Konzertreihe auf der großen Bühne für den heutigen Abend. Eröffnet wurde es von Eve Risser aus Frankreich die an einem „prepared upright piano“ ihre Solokomposition spielte. Der Sounddesigner Adrian Bourget hatte einen Anteil an der Performance ohne selbst mit auf der Bühne zu stehen. Ich bin zwar nicht der größte Freund von elektronisch aufgepeppter Musik, empfand das Solokonzert aber als Hörgenuss. Eve Risser erspielte sehr schöne Klangfarben und Rhythmen und auch die Verbindung zur Elekrtonik fühlte sich selbsverständlich an. Kann ich nur empfehlen.
Der Trompeter Ambrose Akinmusire kam nach ihr mit seinem Konzert „Origami Harvest“ auf die Bühne. Das Quartett aus Trompete, Gesang, Piano und Schlagzeug wurde von einem Streichquartett, bestehend aus drei Geigen und einem Cello, ergänzt. Sicher ein schönes Konzert aber leider auch nicht sehr Jazzig. Der Beat war in geraden Achteln und die Melodien und Harmonien auch eher im Pop angesiedelt als im Jazz. Schade, denn der Trompeter kann auch richtig Jazz…
Endlich die ersten zwei Jazzharmonien hintereinander auf diesem Festival. Gekommen sind sie von der HR-Bigband und auch die ersten Jazzrhythmen wurden von dem Schlagzeuger der Bigband und von dem bekannten Gastschlagzeuger Joey Baron gespielt. Sie hatten sich im Spiel abgewechselt. Die Bigband mit Ihrem Schlagzeuger spielte das Thema und Joey Baron improvisierte ausgiebig mit dem Quartett auf dem Foto weiter unten.
Auch wenn mit Michel Portal an der Klarinette und Joachim Kühn am Klavier ein sehr europäisch improvisierter Sound kreiert wurde, so war es für mich doch das erste Konzert auf dem Jazzfest das nach Jazz klang.
Nicht im Vordergrund aber der wichtigste Mann in der Musik sind die Bassisten und mit dabei im Quartett war der hervorragende Francois Moutin, der neben vieler schöner Töne ein interessantes Solo gespielt hat.
Im oberen Foyer performten wieder die Musikkünstler Kim Collective und in der Kassenhalle, zu denen, wegen der begrenzten Raumkapazität, nur begrenztes Publikum zutritt hatte, das Trio „Melez“, eine Trio mit Cansu Tanriculu als Sänger, Drummer Jim Black und Elias Stemeseder an den Keyboards.
Zum Abschluss um 22.30 Uhr gab es das „Late Night Lab 2“. Drei Bands, bestehend aus europäischen Musikern, die wohl gleichzeitig improvisierten. Ich war aber persönlich nicht dabei. Vielleicht höre ich mir dieses „neue Format“ im nächsten Jahr an. Aber wer weiß was sich Nadine Deventer noch so alles einfallen und dann einbauen lässt in das Berliner Jazzfest.