Ich habe schon viele tolle Musiker auf den Berliner Jazzfesten gehört und gesehen. Musiker und Bands, die mich umgehauen haben mit toller Sprache und schönem Klang. Musiker und Bands, die ich vorher nicht kannte, ihren Namen nie zuvor gehört hatte und ihn auch sehr wahrscheinlich nie wieder hören oder lesen werde. Und dann war ich immer so froh, dass ich mich auf den Weg gemacht habe zu dieser einmaligen Musik-Veranstaltung.
In diesem Jahr gibt es gleich mehrere Besonderheiten: Erstens gibt es das Jazzfest 50 Jahre, zweitens höre ich zum ersten mal im Haus der Berliner Festspiele in der Schaperstraße eine Frau am Schlagzeug und drittens spielt am Freitag auf der Seitenbühne ein ehemaliger Studienkollege von mir, Bill Campbell, mit seiner Band Trio Feral, einem Piano Trio. Dazu gibt es am ersten Abend eine Auftragsarbeit für das Jazzfest 2014 zum Andenken an Martin Luther King, der genau vor 50 Jahren seine Rede zum Tod von John. F. Kennedy in der Berliner Philharmonie hielt, zu hören und zu sehen.
Zu den Musikern und Bands, die in diesem Jahr auftreten, gibt es genug Information im Internet und in den Programmheften. Darum möchte ich hier nicht langweilen mit Namen aller Bandmitglieder und was, wer mit wem gespielt hat…. Ich werde dafür versuchen, von jedem Konzert, das ich gehört habe, Besonderheiten zu beschreiben.
Die Auftragsarbeit zur Eröffnung komponierte und spielte der New Yorker Elliot Sharp mit seiner Band.
Die Musik wechselte zwischen freier Improvisation und Groove hin und her. Elliot ist „meistens“ Gitarrist und leitete auch durch die Kompositionen. Extrem herausgearbeitet waren die schräge Intonation und die dadurch gar nicht mehr harmonisch klingenden Akkorde. Er hatte acht Musiker mitgebracht, darunter einen Sprecher, bzw. Sänger und eine Sprecherin, bzw. Sängerin. Besonders die Sängerin ist mir mit Ihrem kompromisslosem „falsch“ Singen in Erinnerung geblieben. Meiner Meinung nach ist es den Musikern gelungen, ihrer Auftragsarbeit gerecht zu werden.
Als zweites spielte ein deutsches Jazzquartett um die Schlagzeugerin Eva Kleese. Die Band hat ihre erste CD veröffentlicht und die gibt es auch auf dem Jazzfest zu kaufen. Ich fand die Musik sehr angenehm. Es fehlten mir etwas Konsequenz im Rhythmus und eine ausgewogenere Textur von Höhen und Tiefen. Aber alles in allem war es ein schönes Konzert und es wäre schön, die Band weiter verfolgen zu können.
Zum Abschluss des Abends spielte ein italienisches Quartett um den Saxophonisten Francesco Bearzatti ohne Klavier, dafür mit Trompeter. Ihr Motto war „Monk’n Roll“. Für mich war es zu viel „Roll“. Die Bläser machten ordentlich Show und auf einer Party wäre das sicher eine tolle Band. Ich allerdings möchte keine Rock’n’Roll-Beats auf dem Jazzfest hören, sondern Jazzbeats…. Die Mehrheit des Publikums war aber begeistert von den zappelnden Italienern mit ihren harten Beats und Phrasierungen, die allerdings nichts mit Monk zu tun haben.
Außer dem „Haus Der Berliner Festspiele“ beteiligen sich noch das „A-Trane“ in Charlottenburg, die „Akademie der Künste“ im Tiergarten und die „Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche“ am Berliner Jazzfest 2014.